Glücksspielsucht Aktionstag 2018: Was bringen Apps zur Spielkontrolle?
Heute ist Aktionstag zum Thema Glücksspielsucht. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) macht dabei besonders aufmerksam auf die Angebote zur Suchtprävention, damit Jugendliche und junge Erwachsene sich der Risiken des Glücksspiels bewusst sind.
Zentrales Anliegen der BZgA ist es dabei vor allem Jugendliche für die Suchtrisiken zu sensibilisieren. Unter 21- bis 25-Jährigen sei problematisches Spielverhalten ein großes Thema. Ferner besteht in dem Alter ein überdurchschnittlich hohes Risiko, ein Suchtproblem in der Folge des problematischen Spielverhaltens zu entwickeln. Aus diesen Gründen möchte das BZgA mit guter Suchtprävention dem entgegentreten. Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA, betonte:
Glücksspielsucht ist für Betroffene und deren Angehörige mit schwerwiegenden Folgen verbunden. Deshalb unterstützen wir im Rahmen der Kampagne zur Glücksspielsuchtprävention 'Check dein Spiel' die vielfältigen Informations- und Beratungsangebote auf Länder- und kommunaler Ebene.
Die Webseite check-dein-spiel.de hatte ich bereits in der Vergangenheit am Safer Internet Day vorgestellt. Damit wir auch auf diesem Portal den Fokus auf die Risiken des Glücksspiels setzen, habe ich mir einmal ein paar Apps angesehen, die dabei helfen sollen, das Spielverhalten zu kontrollieren oder gar ganz das Spielen zu unterbinden. Im Folgenden stelle ich kurz eine App zur Kontrolle des Spielverhaltens vor, aber ebenso Apps, die Glücksspielangebote blockieren sollen.
Apps zur Kontrolle des Spielverhaltens - PlayOff
Die App PlayOff wurde von der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern entwickelt und wird den Nutzern komplett kostenlos angeboten. Sie soll den Usern dabei helfen, ihr Spiel komplett zu beenden oder zumindest dabei helfen, kontrolliert zu spielen. Um das Ziel zu erreichen, setzt man ein persönliches Limit für die eigene Zeit und das Geld, das man einsetzen möchte. Die Funktionen der App basieren auf verhaltenstherapeutischen Maßnahmen und bieten dabei Features wie ein Tagebuch, einen Wochenplan oder eine Auswertung des eigenen Spielverhaltens.
Wenn man sich die App herunterlädt und ausprobiert, wird man zunächst über die eigene Spielsituation gefragt und was man daran ändern möchte. Durch die Tages- und Wochenpläne soll man zum einen sein Spielverhalten dokumentieren können, aber zum anderen ebenfalls andere Aktivitäten planen, sodass man auch auf andere Gedanken kommt und nicht nur dem Spielen nachkommt. Letztlich muss man aber alle Angaben in der App selbst machen, sodass man sich dabei ebenso selbst betrügen kann.
Wenn jemand den Willen hat, mit dem Spielen aufzuhören, kann die App eine Erleichterung darstellen und ihm vielleicht die Fortschritte wie auch die Rückschläge vor Augen führen. Ansonsten ist die App bei einem starken Verlangen nach dem Spielen eher ungeeignet – sie blockt letztlich keine Glücksspielseiten und hilft auch nicht sonderlich, den starken Drang des Spielens zu minimieren.
Apps zum Blocken der Software – Gamban, GamBlock & Betfilter
Es handelt sich bei allen drei Programmen (Gamban, GamBlock und Betfilter), um Software, die Webseiten mit Glücksspielinhalten blocken soll.
Letztlich garantieren alle Webseiten den Schutz vor allen Online Casinos, Sportwettenanbietern sowie Lotto- oder Bingo-Seiten. Ferner sollen alle Webseiten mit Glücksspielinhalt blockiert werden, ohne dass Seiten ohne Glücksspielinhalt beeinträchtigt sind. Man nutzt folglich keine einfachen Wort-Filter und blockt Keywords aus dem Glücksspielbereich, sondern hat sich andere Systeme ausgedacht, die man jedoch aus Angst vor der Konkurrenz nicht näher erklären möchte. Das Löschen der App oder Programme soll während der Lizenz nicht mehr möglich sein, ferner soll auch der Reset des Computers gesperrt werden.
GamBlock ist dabei sicherlich am bekanntesten, wobei es sich um eine Firma aus Australien handelt, welche verschiedene Programme für Samsung, andere Android-Smartphones, iPhones oder iPads sowie Windows-PCs bereitstellt. Die Kosten berechnen sich je nach genutztem Gerät und Umfang der Begrenzung, die das Programm vornehmen soll. Teilweise kann es bis zu 160 US-Dollar (knapp 135 Euro) pro Jahr kosten, um sich auf einem Gerät zu schützen, wenn man den vollen Leistungsumfang haben möchte. Dafür wirbt man mit Erfahrungen seit dem Jahr 2000 und dass man genau weiß, wie man Problemspieler zuverlässig schützt. Laut eigener Ansicht ist man der beste Anbieter.
Betfilter wird von der GPHP Group Limited betrieben, die in Hongkong sitzt. Das Unternehmen unterscheidet bei der Software lediglich zwischen Android- und iOS-Mobilgeräten sowie Apple- oder Windows-PCs. Die Kosten belaufen sich bei einer Jahreslizenz auf circa 70 US-Dollar (knapp 60 Euro), wobei die Gebühren für ein Gerät gelten.
Gamban wird von der Beanstalk HPS Limited angeboten, die ihren Sitz in Großbritannien hat. Man muss lediglich die App oder Software installieren und sich dann mit der E-Mail, für die man aber vorher eine Lizenz gekauft haben muss, anmelden. Nach der Einrichtung soll man sofort vor allen Glücksspielseiten geschützt sein. Kostentechnisch ist das Unternehmen am günstigsten, pro Mobilgerät und Jahr werden nur 11,99 Euro verlangt.
Eigene Erfahrungen mit der Gamban-App
Ich habe alle drei Anbieter nach Test-Accounts gefragt, damit ich mir die Funktionalität einmal genauer ansehen kann. Letztlich hat sich bisher nur Gamban gemeldet und mir problemlos einen Test-Account eingerichtet. Da es sich um den erschwinglichsten Anbieter handelt, möchte ich kurz meine Erfahrungen mit der App etwas genauer schildern. Ich habe die App auf meinem Huawei-Tablet installiert und aktiviert.
Ich muss gestehen, dass die Installation sehr einfach war. Danach muss man beim ersten Start lediglich seine E-Mail angeben, falls für diese eine Lizenz beantragt wurde, kann man den Schutz sofort aktivieren. Wenn man jedoch eine Lizenz kaufen möchte, muss man Angaben zur eigenen Person machen und richtet sich über die E-Mail ein Konto ein. Über Kreditkarte oder PayPal kann bezahlt werden. Am Ende gibt man in der Software ebenfalls die E-Mail auf dem jeweiligen Gerät an und nach einer wiederholten Frage, ob man Gamban wirklich aktivieren möchte, genießt man den vollen Schutz, wobei man noch die Nutzung von VPN-Verbindungen erlauben muss.
Zunächst habe ich nach der Installation überprüft, ob bekannte Online Casinos geblockt werden. Mr Green oder Wunderino waren nicht mehr aufrufbar. Die deutsche Seite wunderino.de konnte ich noch aufrufen, allerdings wurde sofort nach Auswahl der Slots die Weiterleitung geblockt, sodass man letztlich nicht spielen kann.
Ich habe mir ebenso die Ergebnisse für die Wortgruppe „Online Casinos“ durch eine Suchmaschine ausgeben lassen. Online Casino Vergleichsportale waren ebenfalls gesperrt, wer diese App installiert, kommt folglich nicht mehr auf GambleJoe, sodass er auch nicht durch Gewinnbilder oder Videos zum Spielen angeregt werden kann.
Selbst Social Casinos wie Mr. Jackpot oder die Merkur24-Automaten-App, welche ebenfalls nicht mit Echtgeld gespielt werden können, wurden geblockt. Man kann die Apps zwar herunterladen, aber das Starten ist nicht mehr möglich.
GamBlock wirbt zumindest damit, dass in der teuersten Platin-Version ebenfalls Glücksspielinhalte in sozialen Medien (Facebook, Instagram und YouTube) geblockt werden. Bei Gamban merkt man davon nicht viel. Ich konnte mir auf YouTube weiterhin diverse Spielautomaten Promotions-Videos ansehen und auf Facebook ebenfalls Glücksspiel-Fanseiten besuchen – dort kann man zumindest zum Spielen angeregt werden, auch wenn man die Links aus den Beschreibungen der Videos nicht öffnen kann.
Kann man die Software wirklich nicht mehr deinstallieren?
Matthias hatte ernsthafte Bedenken, als ich ihm vorgeschlagen habe, die App auf meinem Tablet zu installieren. Es heißt, man kann die App nicht vor Ablauf der Lizenz vom Gerät entfernen. Dann hilft seiner Aussage nach nur das vollständige Rücksetzen des Gerätes auf Werkseinstellungen, wobei eventuell Daten verloren gehen könnten. Trotzdem sollte ich versuchen, die App zu deinstallieren und ich tat mein Bestes.
Zunächst versuchte ich, die Gamban-App via Google Play Store zu entfernen. Die Deinstallation startete zwar angeblich, wurde aber nicht ausgeführt. Als Nächstes habe ich mich in die Android-Einstellungen begeben und dort den Apps zugewendet. Dort konnte ich die Gamban-App finden, hatte einen Button mit der Aufschrift „Deinstallieren“ und konnte die App somit deaktivieren und dann entfernen. Es hat keine 5 Minuten gedauert. Ich habe die wichtigsten Situationen beim Ausprobieren einmal in dem folgenden Video zusammengestellt, wer sich nur für die Deinstallation interessiert, der Versuch beginnt ab 4:15 Minuten.
Gewinnvideo: Gamban App Test
Ich habe natürlich den Hersteller auf das Problem angesprochen, da es nicht der eigentlichen Beschreibung der App entspricht. Sie sollte innerhalb der Lizenz-Zeit nicht mehr gelöscht werden können. Sie waren nicht erfreut von dem Fehler zu hören, aber meinten, dass es bei Android-Smartphones immer schwierig sei, da es viele Geräte gebe, die sich teilweise unterschiedlich verhalten. Sie haben nach der genauen Spezifikation meiner Android-Version gefragt und nach dem Mobilgerät, welches ich benutzt habe. Das Technik-Team wird jetzt informiert, sie denken aber, dass sie ein Update online bringen müssen, damit der Fehler behoben wird. Sie hatten vorher keine Kenntnis davon und melden sich bei mir, wenn sie eine Lösung haben.
Vor diesem Hintergrund würde es mich noch mehr interessieren, ob die beiden anderen Apps sich genauso verhalten. Wenn ich es geschafft habe, dort Accounts zu erhalten, werde ich auf jeden Fall darüber berichten.
Glücksspiel-Block-Software nicht fehlerfrei
Letztlich kann man immer einen Weg finden, wie man einen Rechner, ein Smartphone oder ein Tablet in den Urzustand zurückversetzt, wenn man will. Manchmal ist es ein Reset oder die Neuinstallation eines Betriebssystems. Es kann aber auch sein, dass man die App einfach deinstallieren kann. Letztlich hat mir mein Test gezeigt, dass Spielsüchtige sich nicht zu 100 % auf die Hilfssoftware verlassen können. Innerhalb eines Jahres kann man folglich Wege zum Umgehen der Programme finden. Daher sollte man diese Programme lediglich zur Unterstützung nehmen und sich bessere Hilfe bei Suchtstellen in Form von Psychologen, Therapien oder Selbsthilfegruppen holen.
Ich selbst musste feststellen, dass ich das Programm Gamban zunächst sehr gut fand. Aber nach ein paar Stunden versucht man die Software zu umgehen. Wenn man lange genug sucht, wird man auch einen Weg finden. Eine Garantie gibt es durch die Apps nicht. Sicherlich sind sie eine Hilfe und Unterstützung, aber keine 100 % Garantie, dass man gar nicht mehr spielt.
Eine kleine Randnotiz: Die Programme sind aus meiner Sicht relativ teuer, wenn man bedenkt, dass Spielsüchtige manchmal recht hohe Schulden haben können und eventuell keine 100 Euro für so eine Software übrighaben.
Abschließend sei noch einmal gesagt, dass die Software (sowohl Spieltagebücher als auch Block-Programme) lediglich eine Unterstützung zur Kontrolle des Spielverhaltens darstellen, wenn man wirklich spielsüchtig ist und aufhören möchte, sollte man sich professionelle Hilfe bei Suchtberatungsstellen, Psychologen oder therapeutischen Einrichtungen suchen – die Apps oder Programme alleine werden nicht ausreichen, sie geben nur zusätzliche Sicherheit.
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