Neue Studie aus Amerika: Tabakrückstände halten sich monatelang in Casinos

Normalerweise geht es bei Casino Statistiken immer nur um Umsätze, Besucherzahlen oder Auszahlungsquoten. Wissenschaftler der San Diego State University haben jetzt einmal ein Casino genutzt, um eine Studie zum kalten Rauch zu starten. Im Fokus standen vor allem die Rauchrückstände des Win-River Resort & Casino in Kalifornien, in dem seit 2014 Rauchverbot herrscht.

Eine neue Studie aus Amerika zeigt einmal mehr, dass Tabak-Schadstoffe sich über Monate in Teppichen und Möbeln festsetzen. Gegen den Tabakrauch und das Nikotin in der Raumluft mag einfaches Lüften reichen, aber die Rückstände des Tabaks ziehen tiefer in das Mobiliar ein und können nach einem Besuch nachgewiesen werden, auch wenn das Rauchen in Gebäuden komplett verboten und eingestellt wurde.

Die neue Studie der San Diego State University und einige Hintergrundinformationen

In Kalifornien wurde das Win-River Resort & Casino, in dem bis 2014 jahrelang täglich geraucht wurde, als Untersuchungsstandort gewählt. 2014 wurde dort das Rauchverbot eingeführt, man konnte relativ schnell einen Rückgang der Nikotinbelastung in der Raumluft feststellen. Es wurden dafür an verschiedenen Stellen Proben der Raumluft genommen. 2 Untersuchungen gab es vor dem Rauchverbot und 6 nach Inkrafttreten. Viel wichtiger waren den Forschern aber Untersuchungen zum kalten Rauch (der englische Fachbegriff: third-hand smoke). Man hat sich auf kleinste Rückstände von Nikotin, Partikel und tabakspezifische Nitrosamine spezialisiert und diese bei Nichtrauchern nachgewiesen, die sich Monate nach Inkrafttreten des Rauchverbotes 4 Stunden lang in der Spielbank aufgehalten haben.

In den USA werden Rauchverbote durch die Bundesstaaten festgelegt, mittlerweile gibt es wohl in 38 von 50 Staaten Gesetze, die das Rauchen in unterschiedlichem Umfang eingrenzen. Die amerikanische Stiftung für Nichtraucherrechte (American Nonsmokers' Rights Foundation) gibt an, dass für den Wohnort von 81,5 % der US-Bevölkerung gesetzliche Rauchverbote an Arbeitsplätzen und/oder in Restaurants und/oder in Kneipen bestehen. Rund 49 % der Einwohner der Vereinigten Staaten leben wohl in Gegenden mit Rauchverbot am Arbeitsplatz, Kneipen und Restaurants.

In Amerika haben 23 der US-Bundesstaaten Casinos, die nicht in Reservaten der amerikanischen Ureinwohner errichtet wurden: Colorado, Delaware, Florida, Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Louisiana, Maine, Maryland, Michigan, Mississippi, Missouri, Nevada, New Jersey, New Mexico, New York, Ohio, Oklahoma, Pennsylvania, Rhode Island, South Dakota und West Virginia. Lediglich in den 8 fett markierten Bundesstaaten gibt es umfassende Rauchverbote in Casinos oder Spielbanken.

Die Ergebnisse der Studie

Eine Verbesserung der Raumluft konnte man bereits nach wenigen Monaten verzeichnen, die Nikotinwerte gingen in dem Testcasino um 80 % bis 90 % zurück. Die Forscher wollten aber wissen, was man von dem kalten Rauch noch aufnimmt. Mit modernsten Analyseverfahren hat man versucht, kleinste Nikotin Partikel und tabakspezifische Nitrosamine an der Haut und im Urin von einigen Probanden festzustellen. Dabei wurden 9 Nichtraucher als Testpersonen genommen, die 4 Stunden in dem Casino waren. Zunächst sanken die festgestellten Werte deutlich, der kalte Rauch wird also zunehmend weniger, dennoch stellte das Endergebnis eine Überraschung dar. Selbst nach 6 Monaten konnte man bei den 9 Nichtraucher-Testpersonen erhöhte Werte nach dem 4-stündigen Spielbankbesuch an den Fingern und im Urin nachweisen. Zum Vergleich hatte man Nichtraucher, die im gleichen Zeitraum der frischen Luft ausgesetzt waren, genommen.

Der Erstautor der Studie, Georg Matt, kommentierte die Ergebnisse lediglich mit:

Über Jahre hinweg setzen sich Schichten von Rauchrückständen an Oberflächen fest und dringen tief in Materialien ein. […] Tabak sollte niemals in Räumen geraucht werden, wenn man nicht bereit ist, danach den Preis für ein aufwendiges Saubermachen zu bezahlen.

Sicherlich können leistungsfähige Klimaanlagen die Luftqualität sehr schnell verbessern, aber letztlich bleiben andere Rückstände. Diese könne man nur mit intensiven Oberflächenreinigungen vorbeugen. Teilweise müssten Tische, Teppiche und Tapeten sogar ausgewechselt werden, damit sich kurzfristig ein Effekt einstellt.

Langzeitfolgen des kalten Tabakrauchs unerforscht

Es gibt bisher keine umfangreichen Studien zum Thema der Folgen durch den kalten Rauch. Das Deutsche Krebsforschungszentrum spricht die Empfehlung aus, den Kontakt damit zu vermeiden. In Innenräumen sollte man grundsätzlich nicht rauchen, sondern nur mit genügend Abstand im Haus. Letztlich können sich die Schadstoffe auch in der Kleidung oder den Haaren ablagern, damit diese dann nicht wieder freigesetzt werden, sollte man der Absetzung so wenig Gelegenheit wie möglich geben.

In Deutschland geht man davon aus, dass die Problematik des Passivrauchens oder des kalten Tabakrauchs vernachlässigt werden kann, da seit 2007 eigentlich striktes Rauchverbot gilt. In Spielbanken weicht das Verbot mehr und mehr auf, da die Casinos über Umsatzeinbußen klagten. In Spielbanken in Berlin, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wurde das Rauchen wieder erlaubt, wenn abgetrennte Raucherlounges (meist im Automatenbereich) bereitstehen. In Nordrhein-Westfalen ist zudem das Rauchen an Spieltischen (Blackjack, Roulette und Poker) erlaubt, wenn eine klimatechnische Anlage für eine beinahe rauchfreie Atmosphäre sorgt. Im Freistaat Bayern herrscht immer noch striktes Rauchverbot seit 2010, man versucht aber, die Wege zu den überdachten und im Winter beheizten Raucherinseln so kurz wie möglich zu halten.

Fazit: Das Rauchen gehört zum Casinobesuch, kann aber Langzeitfolgen haben

Die kompletten Studienergebnisse wurden in der Zeitschrift Tobacco Control veröffentlicht. Bisher wurden keine weiteren Untersuchungen zu den Folgen des Passivrauchens und kalten Tabakrauchs bei regelmäßigen Casinobesuchern angestrebt. Geplant ist auch nichts dergleichen. In Deutschland hatte man nach Einführung des Rauchverbots Angst vor den sinkenden Besucher- und Umsatzzahlen und hat deshalb in vielen Bundesländern Hintertüren für die Regelung gefunden.

Casinobesuch, Alkohol und Tabakrauch gehören für die meisten Spieler zusammen, daran werden auch solche Studien nichts ändern. Interessant ist dennoch, dass man nach 6 Monaten ohne Rauch immer noch die Spuren davon nachweisen kann und diese Rückstände vom Körper aufgenommen werden.