Strafe für Tabcorp: „Pie-Gate“ Skandal kostet 84.000 Pfund
Sun Bets hatte eine Sportwette angeboten, bei der man wetten konnte, dass Torwart Wayne Shaw vom Sutton United FC auf der Ersatzbank im FA Cup-Heimspiel gegen den FC Arsenal eine Pastete essen würde. Dem Ersatztorhüter wurde Wettbetrug vorgeworfen, er musste beim Club deswegen kündigen, jetzt wird auch der Sportwettenanbieter belangt.
Die Regulierungsbehörde Großbritanniens hat gegen die Tabcorp UK Limited ein Untersuchungsverfahren eingeleitet. Grund war der sogenannte „Pie-Gate“-Skandal. Man hatte mit der Sportwettenmarke Sun Bets eine „Novelty Bet“ (im Deutschen: Novitätswette) angeboten, bei der darauf gesetzt werden konnte, dass Torwart Wayne Shaw bei einem Spiel auf der Ersatzbank eine Pastete isst.
Laut Ansicht der UK Gambling Commission hat man damit dem Torwart einen Anreiz gegeben, gegen geltende Regeln zu verstoßen und eine Untersuchung eingeleitet. Ergebnis ist, dass man sich nicht nur durch das Wettangebot strafbar gemacht hat, sondern auch die Spielerschutzvorkehrungen als kritisch angesehen werden. Um die Glücksspiellizenz zu behalten, muss der Anbieter nun härtere Auflagen hinnehmen und eine Strafe von 84.000 Pfund (rund 97.000 Euro) zahlen.
Worum geht es beim „Pie-Gate“
Wayne Shaw spielte beim Fünftligisten Sutton United FC. Er war dort Platzwart und Ersatztorhüter. Mit 150 Kilogramm galt er als echtes Schwergewicht. Seit der 82. Minute des FA Cup-Heimspiels gegen den FC Arsenal am 20. Februar 2017 ist er in Großbritannien berühmt geworden.
Die Fans des Sutton United FC sangen wohl früher über ihn:
He's fat, he's round, he's worth a million pound! Wayne Shaw, Wayne Shaw!! (Er ist fett, er ist rund, er kostet eine Million Pfund)
Der englische Glücksspielanbieter Tabcorp UK Limited hat sich mit der Marke Sun Bets daraus einen Spaß gemacht und eine Novelty Bet auf das Verhalten des Ersatztorhüters angeboten. Man konnte wetten, ob Wayne Shaw eine Pastete neben dem Spielfeldrand essen würde. Die Quote war 8:1, wenn er es macht.
In der 82. Minute des Spiels stellte der TV-Reporter fest, dass Wayne Shaw eine Pie isst. Er wurde dann in Großaufnahme und Vollbild gezeigt, wie er eine Cornish Pasty aß. In der Folge wurde dem Fußballer Wettbetrug vorgeworfen. Zunächst bestritt er gegenüber der Zeitung „The Sun“, dass er Wettbetrug begangen hat, da Fußballer selbst nicht wetten dürfen. Mittlerweile hat er seine Aussage revidiert und zugegeben, dass er Freunden und Fans einen Tipp gegeben habe. Das Wettbüro musste ungefähr 10.000 Pfund (11.500 Euro) für die Wette auszahlen. Der Spieler selbst musste beim Club kündigen, da er gegen die Regeln verstoßen hat.
Die Untersuchungen der Gambling Commission
Die Glücksspielregulierungsbehörde hat aufgrund des Falles Ermittlungen gegen Sun Bets und den Betreiber eingeleitet. Dabei hat man folgende Verfehlungen festgestellt:
- Verstoß gegen den sozialen Verantwortungskodex (Selbstausschluss).
- Angebot von Novelty-Bets, die von einer Straftat abhängig sind.
- Novelty-Bets wurden angeboten, bei denen die Gefahr besteht, dass ein Einzelner gegen die Regeln eines Sportverbandes verstößt.
- Annahme von Wetten über Wege, die nicht durch die Lizenz abgedeckt sind
Verstoß gegen den Spielerschutz
Während der Untersuchungen zum „Pie-Gate“ ist der Regulierungsbehörde aufgefallen, dass sich gesperrte Spieler einen zweiten Account anlegen können, wenn sie folgende Daten ändern:
- Nutzername
- Bankkarte
- E-Mail-Adresse
Im Zeitraum von November 2016 bis Mai 2017 hat das Unternehmen 12 Beschwerden von gesperrten Spielern erhalten, die sich trotzdem anmelden konnten. Im Mai führte man endlich eine Prüfung des Systems durch und erkannte 118 gesperrte Spieler, die sich 141 neue Accounts angelegt hatten. Das Unternehmen hatte daraufhin 24.174,97 Pfund (rund 28.000 Euro) sowie 50 Euro an Spieler zurückgezahlt. 14 Konten wurden nicht beachtet, da die Abhebungen die Einsätze überstiegen.
Die Schwachstellen des Systems wurden in der Folge ausfindig gemacht. Die Probleme hat man mittlerweile beseitigt - man wird folglich der sozialen Verantwortung gerechter.
Fehlende Risikoanalysen der Novelty-Bets
Am 20. Februar 2017 hatte Sun Bets zwei Wetten angeboten, deren Risiken nicht genau bestimmt wurden. Zum einen gehört dazu die bereits beschriebene „Pie-Gate“-Wette, zum anderen gab es eine Flitzer-Wette, bei der es zu Gewinnen gekommen wäre, wenn ein Flitzer über das Spielfeld gelaufen wäre.
Zunächst sind beide Wetten problematisch, da man in beiden Fällen auf Menschen wettet, die gegen geltende Regeln verstoßen müssen. Außerdem könne man nicht davon ausgehen, dass die BBC über das Essen einer Torte am Spielfeldrand berichtet, wodurch man einige Risiken im Bereich der Integrität sieht. Im Bereich der Flitzer-Wette geht man noch einen Schritt weiter, da man hier Menschen zu Straftaten verleite. Mittlerweile hat das Unternehmen eingestanden, dass es solche Wetten nicht gegeben hätte, wenn die Risikobewertungen richtig durchgeführt worden wären.
Annahme von Wetten über Wege, die nicht durch die Lizenz abgedeckt sind
Am 8. März 2017 gab es wohl eine Marketing-Veranstaltung in einem Hotel in London. Durch einen technischen Ausfall konnten einige Kunden keine Wetten abschließen, Mitarbeiter haben sie deshalb händisch aufgenommen. Es ging dabei um Pferdewetten beim Cheltenham Festival am nächsten Tag. Das Unternehmen erkannte aber wohl frühzeitig, dass sie nicht die erforderliche Lizenz für die Wetten hatten, und platzierte diese nicht. Die Mitarbeiter, welche die Wetten angenommen haben, hätten laut Konzession spezielle Schulungen haben müssen. In Zukunft wird das Unternehmen darauf achten, dass nur entsprechend geschulte Mitarbeiter an solchen Veranstaltungen teilnehmen.
Die Strafen für Tabcorp im Detail
- 50.000 Pfund Strafe müssen für wohltätige Zwecke gespendet werden.
- 24.174 Pfund müssen und wurden den gesperrten Spielern bereits zurückgegeben.
- Für die Novelty-Bets gelten neue Regeln. Die Risikobewertung muss sichergestellt werden, wobei eine interne Prüfung eingerichtet werden muss. Eine Person soll dafür sorgen, dass die Prüfung aller Wetten auf deren Rechtmäßigkeit sichergestellt ist.
- Es dürfen keine Novelty-Bets mehr angeboten werden, die davon abhängig sind, dass jemand gegen geltende Regeln verstößt oder eine Straftat begeht.
- 10.000 Pfund sind für die Untersuchungskosten an die UK Gambling Commission zu entrichten.
Die Regulierungsbehörde in Großbritannien bleibt straffreudig
Im letzten Jahr hatte der „Pie-Gate“-Skandal große Wellen in der Sportwettenwelt geschlagen. Damit scheint er nun endlich abgeschlossen zu sein. Einmal mehr zeigt sich, dass solche kuriosen Wetten nicht ungestraft bleiben und dass die UK Gambling Commission wirklich gegen Verfehlungen der Glücksspielanbieter vorgeht.
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3 Kommentare zu: Strafe für Tabcorp: „Pie-Gate“ Skandal kostet 84.000 Pfund
Kommentar verfassenP****1
25.04.2018 um 23:43 UhrAnonym
24.04.2018 um 22:03 UhrIm Ernst..hier scheint es einen Tippfehler zu geben, weiter unten auch nochmal ^^
Christoph
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