Am Montag, den 26. Februar, stand ein ehemaliger Mitarbeiter der niederösterreichischen Ärztekammer vor Gericht. Er soll sich rund 243.000 Euro erschlichen und dann bei Sportwetten verloren haben. Er legte nun ein umfassendes Geständnis ab, wodurch er sich ein relativ mildes Urteil sichern konnte.

Ein Mitarbeiter der NÖ Ärztekammer, der die Verwaltung von offenen Guthaben von Ärzten zur Aufgabe hatte, hat fast eine Viertelmillion Euro auf sein eigenes Konto überwiesen, um seine Besuche im Wettbüro zu finanzieren. Am ersten Verhandlungstag legte der 40-Jährige ein umfassendes Geständnis vor dem Gericht ab.

Seit der Kindheit reizten ihn Wettbüros

Schon als Jugendlicher habe er erste Erfahrungen mit dem Glücksspiel in Wettbüros gemacht. Er habe dort die Spieler beobachtet, sich dabei aber nur wenig gedacht. Dann wollte er es selbst einmal ausprobieren und hat sehr schnell Gefallen am Glücksspiel gefunden.

Zum Beginn hatte er wohl nur die Hälfte seines Einkommens investiert. Je mehr er verloren hat, desto größer wurden die Einsätze. Das Geld wollte er laut eigenen Angaben zurückgewinnen. Die Einsätze steigerten sich und irgendwann waren seine finanziellen Mittel erschöpft. Er erklärte den Umstand vor dem Wiener Landesgericht dem Schöffensenat unter der Vorsitzenden Nina Steindl wie folgt:

Es waren Engpässe, wo ich keinen Ausweg mehr gesehen hab'. Da bin ich auf die Idee gekommen, dass ich mir Geld von den Ärzten ausborge. Ich wollt es ja zurückzahlen.

Wie hatte er das Geld unterschlagen?

Der Mann verwaltete das Guthaben einiger Ärzte bei der niederösterreichischen Kammer. Er soll sich kostenlose E-Mail-Adressen generiert haben, die er unter den Namen der entsprechenden Ärzte anlegte. Danach verschickte er von diesen Adressen E-Mails an seine eigene Berufsmail, um die Auszahlung der Gelder von den jeweiligen Ärzten mit deren Namen zu beantragen. Als Empfangskonto hatte er sein eigenes Bankkonto angegeben.

Von Juni 2012 bis Juli 2017 konnte der Angestellte so 49 betrügerische Überweisungen tätigen. Insgesamt hatte er 243.000 Euro an sich gebracht. Dann wurden diese Mails jedoch bemerkt und seine Betrugsmasche flog auf.

Der Spieler hat angegeben, dass er in eine Negativspirale gerutscht sei. Er wollte immer größere Einsätze tätigen, damit er das Geld irgendwann auch wieder zurückzahlen kann. Dazu kam es jedoch nie. Alleine hat er es nicht mehr geschafft, mit dem Glücksspiel aufzuhören. Er selbst erklärte sein Verhalten so:

Ich hab' immer auf eine Glückssträhne gehofft. Dass ich so viel gewinn', dass ich was zurückzahlen kann. Ich hab' es nicht übers Herz gebracht, dass ich einen Schlussstrich mach'.

Wie geht es für den Angeklagten weiter?

Von der Ärztekammer wurde der 40-Jährige gekündigt. Seit der Entlassung arbeitet er als Taxifahrer und bemüht sich aktiv um die Schadenswiedergutmachung. So betonte sein Verteidiger Roland Friis, dass er bereits jetzt der niederösterreichischen Ärztekammer monatlich 1.000 Euro zurückzahlt. Des Weiteren hat er sich zur Behandlung der Spielsucht in eine stationäre Therapie begeben.

Der Schöffensenat hat durch das umfangreiche Geständnis und die Einsichtigkeit des Angeklagten ein relativ mildes Urteil gesprochen, was dem Angeklagten eine gänzliche Wiedergutmachung ermöglichen solle. Eine Geldstrafe von 1.440 Euro wurde verhängt. Das entspricht 360 Tagessätzen zu je 4 Euro. Die Hälfte des Betrages muss er bezahlen, der andere Teil wurde ihm unter der Setzung einer Probezeit von 3 Jahren bedingt erlassen.

Der Angeklagte hat dem Urteil zugestimmt, die Staatsanwaltschaft hat sich bisher noch nicht dazu geäußert. Erst wenn diese das Urteil anerkennt, wird es auch rechtskräftig, ansonsten könnte es weitere Verhandlungen und Urteile geben.

Bildquelle: Wienwiki / Vindobohann [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

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4 Kommentare zu: Viertelmillion Euro ergaunert und verzockt - volles Geständnis vor Wiener Gericht

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Avatar von Anonym
Also die Strafe ist ja mal in realtion zu dem Vergehen mehr als milde.
Avatar von Anonym
Was ich mich immer bei sowas frage. Es sagt ein doch schon der gesunde Menschenverstand, das sowas immer irgendwann auffliegt?! Urteil ist echt sehr milde. Aber monatlich nun 1000 € abrücken müssen, ist auch nicht ohne. Erst Recht...   Mehr anzeigen
Avatar von P****1
Wow. ich finde das Urteil alles andere als Fair. Es gibt genug Menschen die nicht einmal ein Fünftel dieser Summe erschlichen haben und sehr viel höhere Strafen bekommen haben. Ich meine wir sprechen hier von einer viertel...   Mehr anzeigen
die höhe des geldes spielt wohl eine untergeordnete rolle

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