Verlustaversion
Bei der Theorie der Verlustaversion wird davon ausgegangen, dass sich Menschen bei risikoreichen Entscheidungen einen Referenzpunkt festlegen. Hierbei kann es sich entweder um einen angestrebten Sollwert oder um den Status quo handeln. Wenn sich der aktuelle Wert dann unter dem vorher festgelegten Referenzpunkt befindet, wird dieser als Verlust empfunden. Folglich handelt es sich um einen Gewinn, wenn der Wert über dem Referenzwert liegt.
Interessant ist dabei insbesondere die Erkenntnis der Wissenschaftler, dass die Kurven im Bereich der Verluste konkav verlaufen (= nach innen gewölbt). Bei den Gewinnen verläuft die Kurve jedoch konvex (= nach außen gewölbt). Daraus lässt sich ableiten, dass bei Verlusten das Schmerzempfinden steil ansteigt. Man kann auch sagen, dass Verluste folglich höher gewertet werden als zum Beispiel zuvor erspielte Gewinne.
Dementsprechend verspürt ein Großteil der Menschen bei einem Spielverlust in Höhe von 50 Euro ein deutlich unangenehmeres Gefühl als bei einem Gewinn in gleicher Höhe. Des Weiteren haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass mit steigender Gewinnhöhe der subjektive Nutzen spürbar abflacht. Beispiel: Wenn ein Spieler zwei Millionen Euro gewinnt, dann freut er sich nicht zwangsläufig mehr, als wenn er eine Million Euro gewinnt.
Im Bereich der Verluste haben die Wissenschaftler festgestellt, dass ein Verlust in Höhe von beispielsweise 100 Euro schwer wiegt. Wer aber im Vorfeld bereits 500 Euro verloren hat, der verkraftet einen zusätzlichen Verlust in Höhe von 100 Euro besser. Demnach zeigt die Theorie der Verlustaversion, dass Spielerinnen und Spieler bei starken Verlusten zunehmend risikofreudiger werden. Im Gegensatz dazu sind Glücksspielfreunde, die sich in der Gewinnzone befinden, tendenziell eher risikoscheu.
Letztendlich ist die Theorie der Verlustaversion ein Beleg dafür, dass man Glücksspiel nicht als eine Investition oder Möglichkeit zum Geldverdienen betrachten sollte, sondern als reine Unterhaltung. Schließlich werden die erspielten Gewinne in der Gesamtbetrachtung immer weniger Freude einbringen als der Schmerz über die Verluste. Die Theorie der Verlustaversion geht dabei auf die Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky zurück.
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