Spielsucht allgemein: Wenn einen der Wahnsinn packt

Gambsvater schrieb am 23.08.2021 um 18:15 Uhr: "Moin zusammen,
mein Name ist Gambsvater, und ich bin Spielsüchtig"

"Hallo Gambsvater"

Ich musste immer an Szenen von den AAs aus Filmen denken, wenn ich früher darüber nachgedacht habe, mich anderen bzgl. meiner Sucht mitzuteilen.

Ernste Sachen mit Humor zu überdecken liegt mir einfach. Das kann ich schon seit meiner Kindheit, da ich immer der Schwamm für meine psychisch kranke, alleinerziehnde Mutter war.
Parentifizierung nennt sich der Spaß, ist ganz lustig wenn man als kleiner Stöpsel jeden Abend die weinende Mutter im Arm hat und trösten muss. Wenn man sich mit den Selbstmordgedanken der Mutter auseinandersetzen muss.

Dadurch bin ich ziemlich lange "Kind" geblieben, da meine eigene Entwicklung hinten an stand.


Zu mir:
-ich bin süchtig
-ich bin 25 Jahre alt
-guter Job/wohne alleine/fühle mich alleine


Ich habe jetzt seit einer Woche nicht gekifft, was bei mir nicht sooft vorkommt. Ich denke genau desweegen habe ich die Energie, um mich hier mal mitzuteilen.
Ich habe jetzt wieder Willen und Motivation. Aber noch viel größer ist meine Angst, dass ich bald nicht mehr an die schlimmen Seiten der Sucht denke.

"Ach komm, was sind schon 100€ die ich jetzt 1x einzahlen. Ich pass auch auf, dass es nicht ausufert" - Das ist schon oft so passiert.


Meine Sucht ist aber nicht der einzige Grund warum ich mich hier angemeldet habe, mehr dazu später.


Zu meinem Suchtverlauf:
2018 habe ich angefangen in Spielotheken kleinere Beträge zu verdrücken. Am Anfang macht das alles wie immer viel Spaß, man denkt sich nichts dabei. Was sind schon 10€?
Bei den 10€ ist es aber natürlich nicht geblieben. Schnell wurde zocken zu einer Regelmäßigkeit, die sehr gefährlich wurde, ohne das ich es selbst auf dem Schirm hatte.

Nach der Spilo kam das Online-Casino. Da fing der Wahnsinn erst richtig an.

Aus 10€ am Blackjacktisch sind schnell Einsätz wie 50€ geworden, mittlerweile fühlt es sich nicht mehr falsch an, wenn ich 100€-200€ Hände spiele. Gleiches gilt für Roulette.
Slots machen natürlich auch Spaß, die RTP ist ja auch viel besser als in der Spielo. Einsätze von 20Cent-3€ wurden normal.


Ich denke ich bin in den paar Jahren bestimmt meine 20.000€-30.000 losgeworden. Und was ist das Resultat?

4500€ im Dispo,
2000€ auf der Visa Karte
2500€ auf der VISA Karte
25.000€ Kredit (davon kommen nur 18.000€ vom Auto)

Und das alles mit einem normalen Job, bei dem ich knapp an den 2.000€ Netto bin.

Ich musste teilweise alte IT-Hardware klauen, um zu überleben. Ist es aufgefallen? Nein ist es nicht.
Ich bin auf meinen alten Arbeitgeber zugegangen und habe ihm die Situation erklärt. Er hat mir für meine Aufrichtigkeit gedankt und mich mit einem blauen Auge einen neuen Job finden lassen.

Jetzt habe ich einen besseren Job seit 1.5 Jahren, aber hat sich wirklich was an der Situation geändert? Nicht wirklich.
Ich bin höchstens besser darin geworden, die Sucht nicht so eskalieren zu lassen, dass ich meine Rechnungen nicht zahlen kann.
Dass sich mein Schuldenberg immer weiter aufbaut, beachtete ich lange Zeit gar nicht.

Hier mal das Dispo erhöhen, dort mal Geld flüssig machen, dort einen Kredit annehmen.

Gut für die SCHUFA ist es auch nicht, wenn man alle paar Monate Kreditanfragen tätigt.


Woher die Sucht kommt, ist ein anderes Thema. Aber ich denke jeder der süchtig ist, sehnt sich nach den immer gleichen Dingen:

Liebe, Geborgenheit, Glück, Sorglosigkeit.

Das Wort "Sucht" kommt bekanntermaßen von "Sehnsucht"


Ich will dem ganzen ein Ende bereiten. Dachte ich zumindest. Das habe ich schon oft gedacht.

2 Wochen hatte ich jetzt durchgehalten, dann ging der ganze Wahnsinn wieder von vorne los.

Ich hatte grade meine Kreditkarte auf 0, jetzt ist Sie wieder am Limit mit 2500€ Dabei wollte ich die Karte doch kündigen, um mir selbst eine Möglichkeit zu nehmen, Geld zu verlieren.
hat es fiunktioniert? Anscheinend nicht. Das Dispo habe ich extra dafür erhöht. Was hat es mir gebracht? Mehr Schulden.

Ich bin sogar bei der Deutschen Vermögensberatung, ich wollte einen Haushaltsplan, einen Sparplan erstellen. Damit ich meine Finanzen endlich auf die Reihe bekomme.


Ich habe mit wahnsinnigen Einsätzen gespielt. 200€ im Roulette setzen, 300€ im Blackjack setzen.
Ein Wunder dass es 3 Tage gedauert hat bis die Kreditkarte glühte.


Ich denke so langsam gibt es kaum noch Casinos, in denen ich spielen kann.
Ich weiß auch nicht ob es gut ist, dass ich nur noch in Curacao Casinos spielen kann.

Alles was ein MGA Lizenz hat, ist für mich gesperrt, da ich bei Support angegeben habe, dass ich spielsüchtig bin.
Ich habe mich überall sperren lassen, also nicht nur in den einzelnen Casinos, sondern auch bei den Casinogruppen.


Jetzt bin ich dem Scam ausgeliefert.


ich habe bei Cashalot.bet gespielt. 1900 eingezahlt. 1100 sollten ausgezahlt werden.

Bekommen habe ich bisher nur 700€. Besser gesagt 7x 101€ (1€ Auslandsumsatz)

Seit über einer Woche bin ich mit dem Support dran, dass ich meine 400€ bekommen. Diese fordern immer wieder neue Kontoauszüge von mir, da sich das Casino keiner Schuld bewusst ist.

Eine Transaktionsnummer für die fehlenden Überweisungen? Fehlanzeige.

Eine Übersicht über alle Einzelpositionen der Transaktionen? Fehlanzeige, dies sei technisch nicht möglich laut Support. Was ich denen nicht glaube.
Ich solle mich selbst anmelden um die Daten herunterzuladen. Geht natürlich nicht, da ich ja mich ja hab sperren lassen.

Den Namen der Bank, von der ich das Geld bekommen soll? Fehlanzeige. Der Support ist der absolute Oberdreck.


Eigentlich will ich nur noch das Geld, was mir zusteht und dann versuchen, mein Leben in den Griff zu bekommen.


Ich habe dem Casino schon gesagt, dass ich im Härtefall ein Chargeback durchführen will, wenn ich das mir zustehende Geld nicht bekomme.

Das war mein Plan. 400€ Chargeback. Dann wären Casino und ich quitt. Das Casino druckst total rum und hält mich an der langen Leine.
"Wir müssen auf die Antwort der Bank warten" .... und das seit Tagen.


Jetzt ist es aber so:

Ich wollte mich in einem anderen Casino sperren lassen, als ich noch eine offene Auszahlung hatte. (Nationalcasino) Wurde mein Account gesperrt, obwohl ich auf meine Spielsucht hingewisen habe? Nein wurde es nicht. Ich habe natürlich noch mehr Geld verloren.
Der Grund für die Nichtsperrung war: "Sie können Ihr Konto erst sperren lassen, wenn alle ausstehenden Auszahlungen getätigt wurden." Dürfen die das so?
Habe ich dort eine Chance, ein Chargeback erfolgreich zu vollziehen?


Natürlich denkt man darüber nach, wie man das meiste Geld wiederbekommt. Man sucht nach Auswegen und Lösungen.
Überhaupt Geld zurückbekommen wäre ja was.



Was ich nicht möchte: Das Geld was ich evtl. zurückbekomme wieder neu verzocken. Ich brauche Hilfe und das weiß ich.
Mit dem Gedanken an Hilfe habe ich oft gespielt, konnte mich aber nie dazu überwinden. Ich habe Gründe wie "Corona" davorgeschoben.

Denn wie solle eine Selbsthilfegruppe zusammenkommen, wenn eine Viruserkrankung unter uns wütet?


Schieße ich mir ins eigene Bein, wenn ich beginne, Chargebacks zu fordern?
Das Konto bei VISA und meiner Hausbank will ich demnächst schließen und zu einer anderen Bank wechseln. Ich möchte von vorne beginnen, wieder einmal.

So oder so, ich möchte vom Glücksspiel weg, dann zocke ich lieber eine Runde Call of Duty.



Ich hoffe ich habe hier nicht allzu wirr geschrieben. Ich freue mich auf eure Antworten.